Landesbischof Ralf Meister

Grußwort im Namen der Landeskirche

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Schwestern und Brüder,
zum zweihundertjährigen Bestehen der Hannoverschen Bibelgesellschaft gratuliere ich von Herzen. Die Stimme der Bibel hörbar und für jedes Kind, jede Frau und jeden Mann zugänglich zu machen, war und ist der zentrale Auftrag der Bibelgesellschaft. Ein Auftrag, der nichts von seiner
Relevanz verloren hat und der wichtiger ist denn je.

Mich freut, dass die Bibelgesellschaft heute wieder – wie bereits zu ihrer Gründungszeit – ökumenisch arbeitet und dass sie inzwischen auch im Dialog mit dem Judentum arbeitet. Denn die Schrift verbindet – Christinnen und Christen untereinander und uns gemeinsam mit dem Judentum. Sie ist unser gemeinsames Erbe. Ohne das Erste Testament können wir die Botschaft Jesu nicht angemessen verstehen und weitergeben. Die Schrift, die er las und auslegte, war die Tora, waren die prophetischen Bücher und die Psalmen. Erst in den vergangenen Jahrzehnten haben wir gelernt, Jesus im Judentum seiner Zeit zu entdecken und die theologische Bedeutung dieser Tatsache neu zu bewerten. So können wir gemeinsam mit unseren katholischen Geschwistern sagen: „Kein Begreifen der biblischen Offenbarung ohne Lektüre des Alten Testaments und ohne Ernstnahme jüdischer Lesarten.“

Dem Reichtum und Schatz jüdischer Bibelauslegung bin ich erstmals in Jerusalem begegnet. Ich bin dankbar für das Lernen im Dialog und Gegenüber mit Jüdinnen und Juden, für die neuen Perspektiven, für den anderen Blick und für manche kritische Anfrage.

So bin ich besonders dankbar, dass die Beschäftigung mit jüdischer Schriftauslegung auch in unserer Landeskirche einen festen Platz hat.

„Bibel braucht Bildung“ – dieses Motto zeigt sich auf vielfältige Weise im Programm der Bibelgesellschaft. Dazu gehört zum einen die Kenntnis der biblischen Texte, verbunden mit der Freude am Entdecken und Erzählen. Dazu gehört auch, sich mit den Stimmen der Tradition und der
Wissenschaft vertraut zu machen und die Vielstimmigkeit der Auslegungen im Dialog miteinander zu Gehör zu bringen. Dieser wichtigen Aufgabe hat sich die Hannoversche Bibelgesellschaft verschrieben.

Ich wünsche Ihnen Gottes Segen für Ihre Aufgabe

Landesbischof Ralf Meister